Dengel, dengel, dengel,…. kennt Ihr Werner, den Brösel??
Nicht, dass der jetzt hier mit Holgi und seiner Horex lang geschraddelt ist. Nö. Und auch mit ’nem Dreimaster ist er hier nicht vorbei gesegelt. Zweimaster? No. Einmaster? Nein. Ruderboot? Paddelboot? Kajak? No.Nein.Nada.
RUN or SAIL?
Gedengelt hat die Sonne. Und zwar am 11. Juni beim Gorch Fock Lauf in Wilhelmshaven (WHV). Die hat ordentlich runtergemacht, so richtig! 28 Grad und kein Wind. Das sind wir nicht gewohnt, schon gar nicht an der deutschen Nordseeküste. Puuh, watt für eine Tortour. Dengel, dengel, dengel….., obwohl…Watt gibt es hier nicht!

Den „Gorch Fock Lauf“ als Halbmarathon habe ich zufällig entdeckt. Irgendwie habe ich mal wieder irgendwann im Internet gesurft und dabei nach „lokalen“ Laufevents gesucht. Wobei das Wort „lokal“ bei mir einen Radius von mindestens 150km inkludiert. 😉 Immerhin demonstriere ich dadurch eine gewisse räumliche Flexibilität. Mit dem Auto zum Lauf. Ökologisch nicht gerade sinnvoll, aber für mich ok! Das kann natürlich sehr polarisieren. Egal! Wilhelmshaven ist gut 100km entfernt, für mich aus Bremen somit sehr gut anzufahren. An diesem Wochenende ist der Weg mal wieder definitiv nicht das Ziel 😉
Wenn man sich dem Meer nähert, hat das immer etwas besonderes. Immer noch……
Ich mag die Luft und dieses scheinbar unendliche, flache Land. Seeluft ist salzig. Windräder sind hoch. Deiche sind lang und steil. Fazit: Laufevents an der Küste sind unbeschreiblich und einzigartig 🙂
Ich erreiche mein Ziel in WHV, suche mir einen Parkplatz, ziehe mich um und will direkt zur Abholung der Startunterlagen tingeln….da verfalle ich schon dem Reiz des Wassers….

Der „Banter See“ ist eigentlich ein Binnensee, ein ehemaliges Hafenbecken und verdammt nah an der Nordseeküste.
Ich treffe einen Touristen aus’m Ruhrpott, der versucht mich völlig selbstsicher davon zu überzeugen, daß es sich um einen „Nebenarm der Nordsee“ handelt! Hallo Pott, alles va bene & in Ordnung ????? An der Küste ist nicht alles automatisch Nordsee!
Da ich noch mehr als genug Zeit habe, setze ich mich auf eine Bank und genieße die Aussicht auf’s Wasser. Kleine Regatta, Möwen, eine paar Kanuten….und jede Menge Sonne. Die Wilhelmshavener fahren für ihr Laufevent wirklich alles auf.
Im Startbereich am Pumpwerk ist es noch ruhig. Die schon anwesenden Läufer stehen im Schatten der Bäume und sind sich schon jetzt bewusst, dass es ein anstrengender Tag werden wird. Von den insgesamt etwa 1350 gemeldeten Startern laufen nur ca. 160 die 21.1km. Der Großteil läuft die 10km, bei diesem heißen Wetter sicherlich eine gute Entscheidung.
Lucky me! Noch vor dem großen Run der Läufer auf die Startunterlagen bekomme ich zügig meinen Starterbeutel ausgehändigt. Natürlich nicht ohne den obligatorischen smalltalk mit den freundlichen Helferinnen… was wäre ein solches Event ohne sie?!
Wo ist eigentlich die Gorch Fock?
Neben meiner aktiven Funktion als Läufer bin ich natürlich noch was anderes….ein aktiver Tourist…und da habe ich den Ankerplatz der Gorch Fock eigentlich direkt vor dem Pumpwerk erwartet. Doch da ist nicht mal Wasser, nicht mal ein Bach, geschweige denn ein Brunnen. Also wo ist das Schulschiff der deutschen Marine?
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz meine ich das Schiff entdeckt zu haben….da hinten könnt ihr sie sehen…also da…dahinten an meiner Fingespitze…bisschen höher noch…

Nun ja, im Nachgang muss ich zugeben, da ist nichts zu sehen, zumindest kein Schulschiff! Das ist nämlich gar nicht da. Das liegt hier augenscheinlich auch nie vor Anker. Und dabei gibt es die Gorch Fock sogar zweimal, eine von 1933 und eine von 1958.
Jetzt bin ich ein wenig verunsichert. Da muss wohl Wikipedia mal ran: Die Gorch Fock I BJ33 ist nicht mehr seetüchtig und liegt als Museumsschiff in Stralsund. Das Segelschulschiff Gorch Fock von 1958 hat seinen Heimathafen in Kiel.
Schon sonderbar….der Name des Laufs in WHV erklärt sich mir bis jetzt nicht… . Na sei’s drum, habe die Veranstalter mal angeschrieben.*
Die Organisatoren haben ein weiteres Highlight vorbereitet. Sie haben eine Dampfwalze versteckt…und soll ich Euch was sagen….ich habe sie gefunden! Voll super getarnt das Teil, wirklich schwer zu finden vor der grauen Bunkerwand.

Genug Schnick-Schnack. Jetzt geht es mal zum Start.
3-2-1…los. Die ersten Meter muss ich erst mal mein Tempo finden. Wie immer. Aber dann läuft es. Puuh..verdammt warm.
Es geht auf die Deichpromenade. Kein Wind. Dafür Hitze….und Bikinis. Ja! Das macht Spaß. Die männliche Läufergruppe vor mir bremst direkt ab. Blick nach links, da reduziert sich nach hinten raus Deine durchschnittliche Pace um mindestens 2sec. Aber erstmal läufst Du natürlich langsamer, der Deich ist lang….Summertime!
Die Laufrealität holt mich schnell wieder ein. Bereits jetzt merke ich: Durst! Ich entscheide mich für ausgiebige trink.walk.stops an jeder Verpflegungsstation (VP). Bedeutet somit, ein-zwei Becher Wasser nicht im LAUFEN trinken, sondern dizipliniert im GEHEN. Kostet Laufzeit, aber egal, so falle ich auch nicht dehydriert vom Deich.
Die zweite Runde wird härter. Die Hitze fordert. An der Deichpromenade habe ich keine Augen mehr für Bikinis. Summertime…? Ist mir völlig egal!
Ich habe echt Durst und halte nur nach den nächsten VP Ausschau. Einer der Streckenposten bietet mir einen Gartenschlauch an. …. Ich halte ihn mir voll ins Gesicht. Und auf den Oberkörper. Völlig erfrischend….und es sieht so aus, als würde ich hypertranspirieren….„Wow! Der Typ gibt ordentlich Gas.“
Anders als in Runde1 werden wir jetzt in der zweiten Runde einen Deich hochlaufen. Oben ist ein Tor, und da müssen wir durch. Direkt am Durchgang steht ein Streckenposten, ich rufe ihr zu: „Wo müssen wir lang? Links oder Rechts?“ Sie zeigt nach links….also mir nach!!!
Linksrum ist eine schöne Strecke. Tempo machen, trotzdem geniessen. Ganze 400m lang, dann kommt ein Streckenposten auf uns zugerannt: „…andere Richtung!!!!“
Danke Orga! Da war wohl schlechtes Briefing im Spiel. Nächstes mal helfe ich gerne bei der VORBEREITUNG und beim COACHING 🙂
Das Verlaufen ‚mit Ansage‘ ärgert mich. Hätte bei dieser Hitze wirklich nicht sein müssen. Zeitverlust und Motivationsverlust gleichzeitig! Und die Gewissheit, noch mal ordentlich Tempo machen zu müssen, um an die alte Zeit heranzukommen.
Die Hitze nagt und zerrt an den Kräften. An der VP mit dem Gartenschlauch nehme ich nochmal das Programm 3 „komplette Körperdusche“ in Anspruch. Es wird Zeit, dass ich mich dem Ziel nähere. Die letzte Linkskurve mit leichten Anstieg, dann sehe ich die Brücke und das Ziel vor dem Pumpwerk, die letzten Reserven aktivieren, lächeln und……ich bin drin!!!

Wenn man im Ziel von so hübschen Cheerleadern erwartet wird, dann kann man trotz 28 Grad Lufttemperatur auch nochmals Gas geben. Yes. ☀️
Ein fantastischer Abschluß.
So war das beim Gorch Fock Lauf in Wilhelmshaven. Halbmarathon bei dengelnder Luft…eigentlich kein Spaß 😉 Dafür kenne ich alle Helfer an den Verpflegungsstationen jetzt persönlich, denn ich habe bei JEDER Station zwei Becher Wasser im Gehen getrunken…und in den Nacken gegossen…und mir den Gartenschlauch ins Gesicht halten lassen. Am Ende bin ich bei den Männern auf Platz 34 von 141 Finishern gelandet…das habe ich eigentlich nicht erwartet…Wow! Es gibt echt den ein oder anderen, der noch langsamer läuft als ich.